Glücklich oder nicht – das ist hier die Frage 

Die ersten Wochen als Ärztin oder Arzt in der Klinik sind nicht einfach. Alles ist neu, überfordernd und führt schnell zu Frustration. Wir haben mit Hendrik gesprochen, der in den ersten Wochen seiner Berufstätigkeit einen cleveren und pragmatischen Ansatz gefunden hat, um seine Zufriedenheit zu quantifizieren. Damit hat er gemerkt, dass das ungute Gefühl am Freitag-Nachmittag oft gar nicht das wirkliche Erleben der ganzen Woche widerspiegelt.

Hendrik, Du hast vor einem guten halben Jahr angefangen als Assistenzarzt zu arbeiten. Wie gefällt es dir bisher?

Aktuell gefällt es mir sehr gut, ich arbeite mittlerweile seit acht Monaten und habe ich mich gut in den klinischen Alltag eingelebt.

 

Du warst dir am Anfang aber ein bisschen unsicher und hast versucht deine Zufriedenheit zu quantifizieren. Wie hast Du das gemacht?

Ja genau, ich glaube in der Anfangszeit gibt es viele Eindrücke oder Geschehnisse, die einen als Anfänger überfordern. Ich habe mir dann ein Kalenderblatt ausgedruckt und mir nach jedem Tag aufgeschrieben, wie zufrieden ich mit dem Tag war. Das habe ich außerdem anhand eines Emojis ausgedrückt. Der Zweck dieser Skala war, dass ich am Ende der Woche sehen konnte, mit wie vielen Tagen ich persönlich zufrieden war. So hatte ich am Freitag nicht das Gefühl, dass die ganze Woche frustierend war. Sondern ich konnte auch sehen „Aha, ich hatte auch drei gute Tage, an denen ich mit meiner Leistung zufrieden und mit dem, was ich gelernt habe, zufrieden war.“ Vielleicht waren es also nur zwei schlechtere Tage waren, die mich aber natürlich von der Stimmung runtergezogen haben. Dem konnte ich durch dieses Quantifizieren meiner Zufriedenheit ein Stück weit entgegenwirken.

 

Wie lange hast Du das gemacht?

Ich habe diese Auswertung in der dritten oder vierten Woche angefangen und sie dann vier Monate weitergeführt.

 

Und jetzt? Machst Du Dein System weiter?

Aktuell habe ich mich gut in den klinischen Alltag eingelebt und bin total zufrieden. Ich glaube, dass die ersten Wochen oder Monate einfach besonders sind. Man ist von dem überfordert, was man machen soll und empfindet die Zeit daher als sehr anstrengend und ist oft frustriert. Ich glaube es ist einfach so, dass man einen Teil der Medizin kennen lernt, den man als Student noch nicht kennt und als Berufsanfänger erst kennen lernen muss. Bei diesen Anfangsschwierigkeiten hat mir dieses System auf jeden Fall geholfen. Aktuell führe ich das System nicht weiter, einfach weil ich im Moment sehr zufrieden bin. Wenn ich aber wieder das Gefühl habe, dass ich öfter frustriert nach Hause gehe, werde ich damit aber auf jeden Fall wieder anfangen!

 

Hendrik, vielen Dank für Deine Zeit! Viel Erfolg und Spaß Dir weiterhin in der Klinik.